Ferrum Noricum – Grundlage der Macht der Kelten im Osten Österreichs
Rund um Oberpullendorf (Bgld) zeigen digitale Geländemodelle und Luftbilder tausende sogenannte Pingen, Gruben die vom Abbau von Eisenerz stammen: Spuren einer keltischen Eisenproduktion von ungeahntem Ausmaß. Das Abbaugebiet überblickend war der Burgberg in Schwarzenbach (NÖ) der zentrale Ort der Kelten. Die archäologischen Forschungen des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) und der Universität Wien brachten in den letzten 25 Jahren sensationelle Funde aus keltischer Zeit zutage.
Sie belegen die enorme Bedeutung und den wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes im Zeitraum von 250 – 15 v. Chr. Die massiv befestigte Siedlung war der Sitz keltischer Fürsten und über viele Jahrzehnte ein Zentrum von Macht und Reichtum, beruhend auf der Kontrolle der Eisenproduktion und des Eisenhandels.
Vor Ort geprägte Silbermünzen wurden in einem eigenen Handwerksviertel gefunden, in dem auch kunstvoller Schmuck mit speziellem Werkzeug hergestellt wurde. Die Handwerker produzierten hier für ihre einflussreichen Fürsten, die die Eisenproduktion kontrollierten. Der Einfluss der keltischen Eliten in Schwarzenbach reichte sogar so weit, dass sie auch Pferde aus römischer Zucht erwerben konnten, deren Verkauf normalerweise nur an römische Bürger gestattet war. Ihre Macht und ihren Wohlstand verdanken sie dem bedeutendsten Rohstoff dieser Epoche, dem Eisen.
Bereits antike Geschichtsschreiber berichten von der einzigartigen Qualität des norischen Eisens, des ´ferrum noricum´. Die Produktion umfasste geschätzte 35.000 bis 60.000 Tonnen Eisenerz aus dem etwa 3.500 bis 6.000 Tonnen Eisen erzeugt wurde. Die Produktion des Eisens ging mit einem enormen Verbrauch an Holzkohle einher. In 150 Jahren haben die Kelten hier 2.200 bis 4.000 Hektar Wald abgeholzt. Zurück blieb ein kahlgeschlägertes und mit Pingen durchsetztes Gebiet, von den römischen Historikern als „Deserta Boiorum“ bezeichnet.
Bedeutend sind die Funde einer Serie von Silbermünzen aus demselben, immer stärker abgenutzten Prägestempel im Handwerkerviertel von Schwarzenbach. Die Archäologen fanden auch Reste der typischen Tonplatten, die zum Einschmelzen der abgewogenen Silberrohlinge im Schmelzofen verwendet wurden. Damit ist dies der erste archäologisch gesicherte Nachweis einer keltischen Münzprägestätte in Österreich. Das Münzrecht war ein Privileg, das nur wenigen Städten dieser Zeit vorbehalten war und macht Schwarzenbach zu einer der wichtigsten Siedlungen im gesamten keltischen Reich Noricum. Der wachsende Wohlstand der keltischen Stadt wurde den Bewohnern zum Verhängnis. Feindlich gesinnte Stämme, die es auf die Kontrolle des lukrativen Gebietes abgesehen hatten, griffen die befestigte Siedlung zumindest zweimal an. Der abgebrannte und noch bis zu sieben Meter hoch erhaltene Wall um die Siedlung von Schwarzenbach ist ein Zeugnis dieser kriegerischen Zeit.
Heute erfreut sich dieser Ort großer Beliebtheit bei den tausenden Besuchern des Keltenfestes und des Freilichtmuseums Schwarzenbach, das aktuell mit Förderung des Landes Niederösterreich und der ecoplus um zwei keltische Wohngebäude erweitert wird. Die neue Ausstellung im Freilichtmuseum wurd am 30. Mai 2019 eröffnet.