30 Oct 2016 by lbiarchpro

Archäologische Prospektion eröffnet neue Perspektiven auf das wikingerzeitliche UNESCO Welterbe Birka-Hovgården in Schweden

Mittels hochauflösender großflächiger Untersuchungen mit neuesten Bodenradar- und Magnetometersystemen und Laservermessung aus der Luft hat das Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in den vergangenen Jahren mit den schwedischen Partnern von Arkeologerna am Historischen Museum in Stockholm, das wikingerzeitliche UNESCO Welterbe Birka-Hovgården detailliert untersucht und dreidimensional kartiert.

Die Messergebnisse zeigen die im Boden verborgenen Reste von Gebäuden, Gassen, Befestigungsanlagen und Gräbern in bisher unbekanntem Detail, was neue Perspektiven auf diese bedeutende wikingerzeitliche Siedlung eröffnet. Die Bodenradaruntersuchungen haben in der Entdeckung einer großen Anzahl bisher unbekannter Gräber resultiert und belegen außerdem, dass die vermutete Befestigung nicht dort verlaufen ist, wo man sie bisher angenommen hat. Der zentrale Teil der Siedlung war von kleinen, dicht nebeneinander stehenden Gebäuden dominiert. Frühere archäologische Grabungen haben ergeben, dass es sich um Werkstätten gehandelt hat, unter anderem für Buntmetall.

Eine archäologische Interpretation der in Birka gemachten Funde und Prospektionsergebnisse legt nahe, dass die Siedlung der Erzeugung hochwertiger Güter gewidmet war. Außerdem wurde sie von dem umgebenden großen Hügelgräberfeld dominiert. Die Anzahl der reich ausgestatteten Gräber steht in keiner zahlenmäßigen Relation zu den nachgewiesenen Werkstätten und Siedlungsbefunden.

Birka erscheint in den neuen Ergebnissen als ein überregionaler Bestattungsplatz einer Gruppe wohlhabender Menschen. Diese soziale Gruppe hat vermutlich die Güterproduktion und den Handel organisiert und kontrolliert. Die früher gemachten Funde von Hand- und Fußfesseln im Siedlungsareal belegen, dass sich in nicht unwesentlichem Maßstab Unfreie in Birka aufgehalten haben. Die umfassenden, sich gerade in wissenschaftlicher Auswertung befindenden Prospektionsergebnisse, stellen das bisherige Wissen um Birka in einen neuen Zusammenhang.

Am 10. Oktober 2016 berichtete das schwedische Fernsehen erstmals in einer halbstündigen Dokumentation im Wissenschaftsprogramm „Vetenskapens värld“ über die Arbeiten des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie und seiner schwedischen Partner.